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Dirk von Schneidemesser: “Unfallgeschehen oder Verkehrsgewalt?”

Lecturer(s)Dirk von Schneidemesser
DateWednesday, 10th December 2025, 14:15 - 15:45
LocationHebelstraße 10, Raum 03-013 Freiburg Germany
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Unfallgeschehen oder Verkehrsgewalt?

Wie Sprache unsere Mobilität & Städte prägt

 

Dirk von Schneidemesser (RIFS Potsdam)

 

Sprache prägt unsere Wahrnehmung von Mobilität und öffentlichem Raum fundamental. Ein zentrales Problem zeigt sich in der Unfallberichterstattung: Formulierungen wie “Fußgängerin wurde angefahren” sind verbreitet und verschieben sprachlich Verantwortung hin zu nicht-motorisierten Verkehrsteilnehmenden, obwohl diese laut Statistiken viel weniger Kollisionen verursachen. Die passive Darstellung von Autofahrenden verschleiert die tatsächliche Handlungsmacht und erschwert angemessene Schuldzuschreibungen, und somit eine akkurate Identifikation des Problems.

Der Begriff “Unfall” wirkt verharmlosend und erweckt den Eindruck unvorhersehbarer Ausnahmen. Tatsächlich sind jährlich etwa 3.000 Verkehrstote ein systemisches Problem. Der Begriff “Verkehrsgewalt” macht die realen Folgen deutlicher und öffnet Handlungsräume für präventive Maßnahmen wie Tempolimits. Unsere Forschung zeigt: Liegt der Fokus in Berichten auf der Autofahrerin, werden Menschen offener für infrastrukturelle Veränderungen.

Auch jenseits der Unfallberichterstattung normalisiert Sprache die Dominanz des Automobils: “Gesperrte Straßen” für temporäre Spielstraßen oder “Parken” für das Lagern privater Fahrzeuge im öffentlichen Raum verdecken die faktische Privatisierung gemeinschaftlicher Flächen. Eine bewusstere Sprache – etwa “Autolagerflächen” statt “Parkplätze” – könnte Diskussionen über die Nutzung öffentlichen Raums grundlegend verändern und die Mobilitätswende vorantreiben.